Können Selbstauskünfte von Führungskräften Hinweise auf ihre Stufe der Persönlichkeitsentwicklung geben? Und was würde ein Experte in entwicklungspsychologischer Diagnostik daraus ableiten können?
Eine interessante Frage, die nicht nur CEO´s betrifft, sondern vor allem diejenigen, die für eine professionelle Besetzung von Vorstandposten verantwortlich sind. Die Financial Times Journalistin Lucy Kellaway stellte wöchentlich jeweils einem CEO eine Frage zu ihren persönlichen Schächen. Erschreckenderweise gaben 58 von 60 Vorständen nur solche Schwächen an, die auch als versteckte Stärken interpretiert werden können (z.B. Ungeduld, zu fordernd sein oder Perfektionismus). Zum Artikel in den BBC News: http://www.bbc.co.uk/news/business-13974474
Thomas Binder, Dipl.-Psychologe und Experte in entwicklungspsychologischer Management-Diagnostik:
„Die Antworten der CEOs geben Hinweise auf das Niveau ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Diese stimmen aber bedenklich. Darin kommt eine Ich-Struktur zum Ausdruck, die konventionellen Ebenen der Ich-Entwicklung zuzuordnen ist. Für den sehr komplexen Job eines Vorstandsvorsitzenden sollte man eher Personen erwarten, die über eine größere Perspektive verfügen. Denn es gibt klare Hinweise darauf, dass Manager, die über eine reife Persönlichkeit verfügen, auch langfristig die aussichtsreicheren Kandidaten für hohe Führungspositionen sind.
Dies wird in der Management-Diagnostik auf Top-Führungsebene nicht nur nicht beachtet, sondern noch nicht einmal als Problem erkannt.“